Alois Loidl - neuer Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes

Portraitfoto des Präsidenten des Österreichischen Blasmusikverbandes Alois LoidlAlois Loidl aus dem Burgenland ist seit Ende Juni 2011 der neue Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes. Im Interview mit Stefanie Stückler spricht der ehemalige Mitarbeiter des ORF Landesstudios Burgenland und langjährige Funktionär über seine Ziele, seinen Zugang zur Blasmusik und über seine Erwartungen an die Jugend.

• Was sind deine Ziele für das Präsidentschaftsjahr?
Als Präsident, der „nur“ ein Jahr im Amt ist, sollte man sich nicht zu große Ziele setzen. Da ich aber schon im vergangenen Jahr als Vizepräsident einiges mitgestalten konnte, werde ich mich auf zwei Aufgaben konzentrieren. Erstens: Die Entwicklung einer Zeitschrift für alle Musikerinnen und Musiker einschließlich Funktionäre und Musikschulen. Sie soll so gestaltet werden, dass sie jeder gerne liest. Zweitens: Das Zusammenwirken der Österreichischen Blasmusikjugend mit dem Österreichischen Blasmusikverband zu fördern um gemeinsame Projekte im Sinne der Musikvereine zu ermöglichen. Weiters möchte ich noch das Ehrenamt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Wir musizieren unentgeltlich und tragen durch diese Ehrenamtlichkeit das kulturelle und soziale Leben in den Städten und Dörfern.

„Ich wünsche mir, dass die jungen Musikantinnen und Musikanten in unsere Fußstapfen treten und die Entwicklung der Blasmusik in ihrer musikalischen Vielfalt weiter ermöglichen.“


• Wie bist du zur Blasmusik gekommen? Wie schaut dein Werdegang in der Blasmusik aus?

Präsident Alois Loidl im Jahr 1969 mit TrompeteMit zehn Jahren hatte ich die ersten Kontakte zur Blasmusik in meiner Heimatgemeinde Neufeld im Burgenland. Dort gab es drei gute Kapellen und ich spielte noch im selben Jahr auf der Es-Trompete mit. So einfach ginge es heute nicht mehr. Der Kapellmeister erkannte rasch mein Talent und ich besuchte die Musikschule Wr. Neustadt in Niederösterreich. Wenn ich so nachrechne, musiziere ich schon seit 48 Jahren. Später studierte ich Musik an der Hochschule in Wien. Meine wichtigsten Lehrer waren Prof. Josef Levora (Philharmoniker) und Engelbert Loidl (1. Trompeter des ORF Symphonieorchesters). Nach diesen Vorbildern wurde ich bald selber Lehrer am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt. Später wechselte ich zum ORF Burgenland und leitete 35 Jahre lang das Musikressort. Ich war Kapellmeister in Rust, Oberpullendorf, Purbach und Mattersburg, Bezirks-Kapellmeister sowie Bezirks-Obmann und ab 1991 Landeskapellmeister des Burgenlandes. Seit 2000 bin ich Landesobmann und jetzt Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes. Dazwischen gab es natürlich viele Stationen, die aber den Umfang unseres Gespräches sprengen würden.

Alois Loidl im Jahr 1969


„Ich glaube, dass musische Fächer in unserer Gesellschaft immer wichtiger werden. Hier kann die Blasmusik einen großen Beitrag in der Persönlichkeitsbildung junger Menschen leisten.“

• Die Ganztagsschule wird immer beliebter. Für Jugendliche ist es jetzt schon oft schwierig, Schule und Hobby unter einen Hut zu bringen. Oft bleibt keine Zeit mehr für die Musikschule bzw. für das Üben zu Hause. Wie siehst du die Zukunft der Musikschule bzw. der Musikerziehung und jene der Musikkapellen?
Wie schon gesagt, als ich Trompete lernte, war es einfacher. In meiner Jugend hatte ich wirklich Zeit zum Üben und konnte mit Freunden musizieren. Mit 15 Jahren gründete ich eine Tanzkapelle, war mit kleinen Volksmusikgruppen unterwegs und auch als Solist erfolgreich. Das derzeitige Schulsystem und das umfangreiche Freizeitangebot kommen den Blasmusikkapellen nicht unbedingt entgegen. Eiserner Wille, Durchhaltevermögen und familiäre Unterstützung sind notwendiger denn je. Unsere Musikschulen arbeiten auf höchstem Niveau. Ein Zusammenwirken von Pflichtschule und freiwilligem Musikunterricht muss von den verantwortlichen Politikern gefördert werden. Ich glaube, dass musische Fächer in unserer Gesellschaft immer wichtiger werden. Hier kann die Blasmusik einen großen Beitrag in der Persönlichkeitsbildung junger Menschen leisten. In unseren Musikvereinen spielen Akademiker, Handwerker, Angestellte und Schüler nebeneinander. Wir verbinden Generationen und sind so ein wichtiger Bestandteil, aber auch Mitgestalter unseres sozialen Umfeldes. Bei uns zählen noch Verlässlichkeit, Moral und Ehrgefühl. Blasmusik ist somit auch ein wichtiger Bildungsfaktor im Leben eines Menschen.

„Die Jugend ist die Lebensversicherung unserer Musikkapellen und deshalb muss unsere Arbeit für die Jugend immer wichtig bleiben.“

• Mehr als 84.000 Musikerinnen des Österreichischen Blasmusikverbandes sind unter 30 Jahren und somit Mitglieder der Österreichischen Blasmusikjugend. Möchtest du ihnen hiermit etwas mitteilen? Was wünschst du dir von den Jugendlichen?
Die Jugend ist die Lebensversicherung unserer Musikkapellen und deshalb muss unsere Arbeit für die Jugend immer wichtig bleiben. Ich wünsche mir, dass die jungen Musikantinnen und Musikanten in unsere Fußstapfen treten und die Entwicklung der Blasmusik in ihrer musikalischen Vielfalt weiter ermöglichen. Wir, die Funktionäre heute in den Vereinen und Verbänden, sind unseren Weg gegangen und haben nach bestem Wissen und Gewissen für die Blasmusik der Zukunft gearbeitet. „Die Blasmusik lebt!“ ist schon lange mein Leitspruch. Blasmusik ist vielfältig, sie fordert und fördert, hat Tradition und Zukunft.

 

Alois Loidl als Kind 1964

Alois Loidl begann mit zehn Jahren Trompete zu lernen.

 

• Vielen Dank für das Interview! Ich wünsche dir für dein Präsidentschaftsjahr Alles Gute und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit!